Elon Musk und seine Technologiererfolge

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Nachtrag zu diesem angeblichen Wunderkind, als wenn andere vor ihm nicht existiert hätten.

Über das Elektroauto sprechen wir spätestens seit 1985. Elon Musk und Tesla kannte da noch niemand.

Schon auf normalbürgerlichen Niveau haben wir das unter gleichaltrigen Technikfans heiss diskutiert, wie man sowas umsetzen könnte. Es ist schliesslich kein Hexenwerk. Die Technik ist seit über 100 Jahren verfügbar und kann aus dem Regal abgegriffen werden. Seit einigen Jahrzehnten sind auch Hochleistungshalbleiter verfügbar, die erst die Erfolge bei den Elektrotriebzügen ICE, TGV, oder der Magnetschwebebahn Transrapid möglich machen. Das Hauptproblem sind die Energiespeicher. Bis 1990 waren eigentlich nur Bleiakkus verfügbar. Auf Basis der Bleiakkutechnik sind Fahrzeugkonvertierungen möglich, aber sie haben nur eine geringe Reichweite und eigentlich keinen nutzbaren Laderaum mehr. Sie sind oft nur noch Zweisitzer, da auch die Rückbank für Akkus geopfert werden muss. Das Fahrwerk muss dazu verstärkt werden, um die zusätzliche Last tragen zu können.

In Deutschland ist der TÜV die Instanz, die das absegnen muss. Die Bestimmungen sind hart und für einen Privatmann kaum zu erfüllen. Ein Fahrzeugneubau, oder größere Änderungen an einem existenten Fahrzeug sind wegen der sauteuren Zulassungsprüfungen undenkbar. Fahrzeuge, die nach 2003 gebaut wurden, können unter diesen Bedingungen ebenfalls nicht konvertiert werden. Umbauten sind daher oft Oldtimer. Der Durchbruch war auch für Musk und Tesla erst möglich, als Lithium Ionen Akkus am Markt verfügbar waren, aber die Technik ist heikel und die ersten Tesla S sind auch mal wegen Überhitzung in Flammen aufgegangen. Am Anfang hat man auch bei Tesla nichts anderes gemacht, als die verfügbaren Handyakkus in großen Blöcken zusammenzulöten.

Vor Tesla gab es aber schon andere, industrielle Versuche, Elekroautos einzuführen. Um 1990 bewegte sich der Markt in Richtung Elektroauto. Der Smart (SWATCH CAR) und der tatsächlich revolutionäre A-Klasse Mercedes sollten Elektroautos werden. Nur deshalb hatte er einen doppelten Fahrzeugboden, in den die 300kg schwere, sogenannte Zebra Batterie eingebaut werden sollte. Das wurde so auch in populärwissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Aus unbekannten Gründen wurde das gestoppt und stattdessen wurden beide Modelle mit Dieselmotor ausgestattet. Dadurch lag der Schwerpunkt höher und die A-Klasse konnte mit nur wenig Mühe bei dem berühmt berüchtigten "Elch Test" zum Umkippen gebracht werden.

Ganz gut im Rennen lag auch ein deutscher Autobauer, der sein Modell Hotzenblitz tatsächlich auf die Strasse bringen konnte. Ein Hilfsmotor sollte als APU bei späteren Modellen die Reichweite verlängern. In der TV Serie Lindenstrasse hatte Andi Zenker zeitweilig einen Hotzenblitz als Taxi. Tragisch das Ende des Unternehmens. Die Banken haben praktischerweise die Kredite gestoppt, kurz bevor die anstehende Fliessbandfertigung begann und das wars dann. Das Unternehmen hatte halt keinen Dukatenscheisser. Zu einem Hybridmodell kam es nicht mehr.

Die Umbaukultur existiert in den USA schon länger. Pikantes Detail für uns Deutsche: Viele Umbauten basieren auf VAG Technik, entweder Käfer, oder Rabbit/Golf. Dort gibt es sogar Lehrgänge über das Konvertieren eines Verbrenners in ein Elektroauto.

Furore machte der Konzern GM mit dem EV1 (siehe Bild). Das war das erste, in Serie hergestellte Elektroauto der 1990er. Toll auch das induktive Ladepad, das die Problematik der üblichen Steckdosensysteme elegant umgeht. Zunächst hatte er nur einen Bleiakku, aber es wurde ein spezieller Fahrakku entwickelt, dessen Technik derart revolutionär war, sodass man das Patent aufkaufte und verschwinden lies. Der Akku kann daher nicht mehr hergestellt werden. Darüber gibt es auch eine investigative Reportage. 2003 wurde der EV1 durch den Hersteller GM von den Leasingnehmern eingesammelt, eingestampft und in der Wüste deponiert.

Wie Musk mit Tesla zu seinem Erfolg kommen konnte, ist mir dagegen völlig schleierhaft. Warum lässt man ihm durchgehen, was woanders nur behindert und verhindert wurde? Statt schon 1990 einen Hotzenblitz kaufen zu können, wurde der Strassenpanzer eingeführt, den wir heute unter der Bezeichnung SUV kennen. Spritfresser, wie Hummer H1, oder Porsche Cayenne, kamen in Mode. Letzterer ist eher ein höhergelegter Sportwagen und nachweislich im Gelände kaum zu gebrauchen. Förster fahren nicht zufällig oft einen russischen Lada Niva, der zwar zugegebene Qualitätsprobleme hat, aber tatsächlich in der Taiga zuhause ist.

Ein Tesla ist eine Protzkarre, die ebenfalls ein verkappter Supersportwagen ist, den sich nur Finanztrickser leisten können. Mir wäre ein Hotzenblitz tatsächlich deutlich näher, aber den kann ich nicht mehr kaufen.

Zu meinem Hintergrund: Ich habe einen mittleren Bildungsabschluss und zwei technische Berufsausbildungen, zuletzt als Energieelektroniker. Ich arbeite heute als IT Techniker und habe ein paar Zertifikate in dem Bereich, u.a. auch Microsoft. Ich bin Luftfahrtenthusiast und habe einige Flugstunden als verantwortlicher Luftfahrzeugführer (PPL-A CVFR bis 2 Tonnen Abfluggewicht, Einmot Kolben, Land) sammeln können.

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